Alles Gute
Pigmente des Lebens

Collage Rote Blutkörperchen mit Blättern

Bild: www.iStock.com / photo5963

Rot und Grün: Diese Farben verkörpern das Leben. Wie die roten Pigmente im Blut und der grüne Pflanzenfarbstoff Chlorophyll aufgebaut sind, entschlüsselt der Chemiker Hans Fischer an der heutigen Technischen Universität München (TUM). Weil er den Blutfarbstoff Hämin sogar vollständig im Reagenzglas nachbaut, erhält er 1930 den Nobelpreis. Denn das galt lange als unmöglich.

Die Chemie-Sensation 1928: Hämin aus dem Reagenzglas

Diese Pigmente sind entscheidend für das Leben auf unserem Planeten: Der rote Farbstoff Hämin transportiert den Sauerstoff im Blut, und das grüne Chlorophyll sorgt für die Photosynthese der Pflanzen. Dass die Natur beide Farbstoffe sehr ähnlich konstruiert hat, entdeckt der Chemiker Hans Fischer an der Technischen Hochschule München. Im Labor baut er die Einzelteile nach – und 1928 gelingt es ihm sogar, den roten Blutfarbstoff Hämin vollständig künstlich zu erzeugen. Eine außerordentliche Leistung, für die er nur zwei Jahre später, 1930, mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet wird.

Lange glaubt kaum jemand, dass der Nachbau eines solchen Moleküls überhaupt möglich ist. Doch Fischer arbeitet mit dutzenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jahrelang in seinem Labor daran – im Zweischichtbetrieb und mit fast schon industriell durchgeplanten Abläufen – bis die Synthese endlich gelingt. Erst entschlüsseln sie die Struktur des Hämins, ein riesiges Molekül aus 70 Atomen, die sich als Ring um ein Eisenatom legen. Dann bauen sie diesen Ring, das sogenannte Porphyrin, nach. Schlussendlich setzen sie das Hämin vollständig zusammen.

Fast den gleichen Bauplan findet Fischer später auch beim Chlorophyll wieder. Wie Pflanzen und andere Organismen damit Energie aus Sonnenlicht gewinnen, findet mit Robert Huber Jahrzehnte später erneut ein Chemiker der Technischen Universität München heraus – und erhält dafür ebenfalls den Nobelpreis.

„Durch diese Synthese krönte er [Hans Fischer] seine Forschungsarbeiten, sie verdienen es, sowohl in ihrem Ausmaß als auch in den unglaublichen Schwierigkeiten, mit denen sie verbunden waren, als gigantische Arbeit bezeichnet zu werden.“

Nobelpreis-Medaille

Henning G. Söderbaum, 1930, Vorsitzender des Nobelkomitees für die Chemie an der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften

Bild: © ®The Nobel Foundation: Photo: Lovis Engblom

Anmerkung der Redaktion (17.05.2018):

Hans Fischer arbeitete während der NS-Diktatur für die Rüstung und richtete zusammen mit dem Heereswaffenamt an seinem Institut ein Labor für Giftgasforschung ein. Zwar war Fischer kein Nationalsozialist, begriff aber diese Forschung als seine patriotische Aufgabe.
Weitere Informationen zur Rolle von Hans Fischer und der Technischen Hochschule München im Nationalsozialismus finden Sie in einer Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum und im Interview mit dessen Gründungsdirektor, Prof. Winfried Nerdinger.

Quellenhinweis

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